Die Siemens RCD-Vorsicherung, auch bekannt als Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schutzschalter) in Kombination mit einer Sicherung, ist ein integraler Bestandteil moderner elektrischer Installationen. Sie dient dem Schutz von Personen und Anlagen vor gefährlichen Fehlerströmen und Überlastung. Diese Kombination bietet doppelten Schutz, indem sie sowohl auf Fehlerströme (z.B. durch defekte Geräte oder Beschädigungen der Isolation) als auch auf Überlastungen und Kurzschlüsse reagiert. Im Folgenden werden die Funktionsweise, die verschiedenen Typen, die Auswahlkriterien und weitere wichtige Aspekte der Siemens RCD-Vorsicherung detailliert erläutert.
Umfassende Tabelle zu Siemens RCD-Vorsicherungen
Merkmal | Beschreibung |
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Funktionsprinzip | Kombiniert den Schutz eines FI-Schutzschalters (RCD) mit dem Schutz einer Leitungsschutzsicherung (LS-Schalter). Der RCD erkennt Fehlerströme und schaltet den Stromkreis ab, um Personenschäden zu verhindern. Der LS-Schalter schützt vor Überlastung und Kurzschlüssen, die zu Kabelbränden führen können. |
RCD-Typen | AC-Typ: Erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme. A-Typ: Erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme und pulsierende Gleichfehlerströme. F-Typ: Erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme, pulsierende Gleichfehlerströme und Fehlerströme mit Mischfrequenzen. B-Typ: Erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme, pulsierende Gleichfehlerströme, glatte Gleichfehlerströme und Fehlerströme mit Mischfrequenzen. B+ Typ: Erweitert die Funktionen des B-Typs und bietet einen erhöhten Schutz bei höheren Frequenzen. Die Auswahl des richtigen Typs hängt von der Art der angeschlossenen Geräte ab (z.B. Frequenzumrichter, Schaltnetzteile). |
Auslösestrom (IΔn) | Der Auslösestrom gibt an, ab welcher Stromstärke der RCD auslösen muss. Gängige Werte sind 30 mA (Personenschutz), 100 mA, 300 mA und 500 mA (Brandschutz). Ein niedriger Auslösestrom (z.B. 30 mA) bietet einen besseren Personenschutz, kann aber auch zu Fehlauslösungen führen, wenn geringe Ableitströme vorhanden sind. |
Nennstrom (In) | Der Nennstrom gibt die maximale Stromstärke an, die der LS-Schalter dauerhaft führen kann, ohne auszulösen. Die Auswahl des Nennstroms muss auf die Belastbarkeit der angeschlossenen Leitungen und die zu erwartende Last abgestimmt sein. Gängige Werte sind 6 A, 10 A, 13 A, 16 A, 20 A, 25 A, 32 A, 40 A, 50 A und 63 A. |
Auslösecharakteristik (LS) | B-Charakteristik: Löst bei 3- bis 5-fachem Nennstrom aus (für allgemeine Anwendungen, z.B. Steckdosenkreise). C-Charakteristik: Löst bei 5- bis 10-fachem Nennstrom aus (für Geräte mit höheren Einschaltströmen, z.B. Motoren). D-Charakteristik: Löst bei 10- bis 20-fachem Nennstrom aus (für Geräte mit sehr hohen Einschaltströmen, z.B. Transformatoren). Die richtige Charakteristik verhindert unerwünschte Auslösungen bei kurzzeitigen Überströmen. |
Polzahl | 1P+N: Einpolig mit Neutralleiter (für 230V-Systeme). 3P+N: Dreipolig mit Neutralleiter (für 400V-Systeme). 4P: Vierpolig (für 400V-Systeme, bei denen der Neutralleiter geschaltet werden muss). Die Polzahl muss an die Art des Stromkreises angepasst sein. |
Bemessungsspannung (Un) | Die Bemessungsspannung gibt die maximale Spannung an, für die der RCD-LS-Schalter ausgelegt ist. Gängige Werte sind 230 V (für einphasige Anwendungen) und 400 V (für dreiphasige Anwendungen). |
Schutzart | Die Schutzart (IP-Code) gibt den Schutzgrad gegen das Eindringen von festen Gegenständen und Wasser an. Für den Einsatz in Innenräumen ist in der Regel IP20 ausreichend. In feuchten Umgebungen (z.B. Badezimmer) sind höhere Schutzarten (z.B. IP44 oder IP65) erforderlich. |
Selektivität | Die Selektivität bezieht sich auf die Fähigkeit, dass nur der RCD-LS-Schalter auslöst, der dem Fehler am nächsten liegt. Dies wird durch abgestufte Auslöseströme und Auslösezeiten erreicht. Eine gute Selektivität minimiert die Auswirkungen von Fehlern auf andere Stromkreise. |
Einbauort | Verteilerkasten (Sicherungskasten). Der Einbau sollte von einem qualifizierten Elektriker durchgeführt werden. |
Hersteller | Siemens ist einer der führenden Hersteller von RCD-Vorsicherungen. Es gibt aber auch andere namhafte Hersteller wie ABB, Hager, Eaton und Schneider Electric. |
Normen und Vorschriften | Die Installation und der Betrieb von RCD-Vorsicherungen müssen den geltenden Normen und Vorschriften entsprechen, z.B. DIN VDE 0100 (Errichten von Niederspannungsanlagen) und DIN EN 61008 (Fehlerstrom-Schutzschalter ohne eingebauten Überstromschutz für den Hausgebrauch und ähnliche Anwendungen). |
Prüfung | RCD-Vorsicherungen sollten regelmäßig (mindestens alle 6 Monate) durch Betätigung der Testtaste auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Zusätzlich sollte eine fachgerechte Prüfung mit einem geeigneten Messgerät durch einen Elektriker durchgeführt werden. |
Detaillierte Erklärungen
Funktionsprinzip
Die Siemens RCD-Vorsicherung ist eine Kombination aus einem Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) und einem Leitungsschutzschalter (LS-Schalter). Der RCD überwacht den Stromfluss zwischen der Zuleitung (Phase) und der Rückleitung (Neutralleiter). Wenn ein Fehlerstrom auftritt, d.h. ein Teil des Stroms fließt über einen anderen Weg (z.B. über den Körper einer Person), erkennt der RCD diesen Unterschied und schaltet den Stromkreis innerhalb von Millisekunden ab. Der LS-Schalter hingegen schützt die Leitung vor Überlastung und Kurzschlüssen. Bei einer Überlastung, wenn zu viel Strom fließt, erwärmt sich der Bimetallstreifen im LS-Schalter und löst den Schalter aus. Bei einem Kurzschluss, wenn ein sehr hoher Strom plötzlich fließt, löst ein elektromagnetischer Auslöser den Schalter sofort aus.
RCD-Typen
Die Auswahl des richtigen RCD-Typs ist entscheidend für den Schutz vor Fehlerströmen.
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AC-Typ: Dieser Typ erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme. Er ist für ältere Installationen und einfache Anwendungen geeignet. Allerdings ist er nicht für Geräte mit elektronischen Bauteilen geeignet, da diese Gleichfehlerströme verursachen können.
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A-Typ: Dieser Typ erkennt sowohl sinusförmige Wechselfehlerströme als auch pulsierende Gleichfehlerströme. Er ist für die meisten modernen Anwendungen geeignet, da er auch Fehlerströme erkennen kann, die von Geräten mit Gleichrichter (z.B. LED-Lampen, Computer) verursacht werden.
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F-Typ: Dieser Typ ist eine Weiterentwicklung des A-Typs und erkennt zusätzlich Fehlerströme mit Mischfrequenzen. Er ist besonders geeignet für Geräte mit Frequenzumrichtern (z.B. Waschmaschinen, Wärmepumpen).
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B-Typ: Dieser Typ ist der universellste RCD-Typ und erkennt sinusförmige Wechselfehlerströme, pulsierende Gleichfehlerströme, glatte Gleichfehlerströme und Fehlerströme mit Mischfrequenzen. Er ist für alle Anwendungen geeignet, insbesondere für Geräte mit Frequenzumrichtern, Photovoltaikanlagen und Ladestationen für Elektrofahrzeuge.
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B+ Typ: Dieser Typ bietet zusätzlich zu den Funktionen des B-Typs einen erhöhten Schutz bei höheren Frequenzen. Er wird häufig in industriellen Anwendungen eingesetzt, wo komplexe elektronische Geräte verwendet werden.
Auslösestrom (IΔn)
Der Auslösestrom (IΔn) ist ein wichtiger Parameter, der die Empfindlichkeit des RCD bestimmt.
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30 mA: Dieser Auslösestrom bietet einen hohen Personenschutz, da er bereits bei geringen Fehlerströmen auslöst. Er ist für Steckdosenkreise in Wohnräumen und Badezimmern vorgeschrieben.
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100 mA, 300 mA, 500 mA: Diese höheren Auslöseströme bieten einen geringeren Personenschutz, aber einen besseren Brandschutz. Sie werden häufig in industriellen Anlagen und in Bereichen eingesetzt, in denen höhere Ableitströme zu erwarten sind.
Nennstrom (In)
Der Nennstrom (In) des LS-Schalters muss auf die Belastbarkeit der angeschlossenen Leitungen und die zu erwartende Last abgestimmt sein. Eine zu hohe Nennstromstärke kann zu einer Überlastung der Leitungen und im schlimmsten Fall zu einem Kabelbrand führen. Eine zu niedrige Nennstromstärke kann zu unerwünschten Auslösungen führen.
Auslösecharakteristik (LS)
Die Auslösecharakteristik des LS-Schalters bestimmt, wie schnell der Schalter bei Überlastung oder Kurzschluss auslöst.
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B-Charakteristik: Diese Charakteristik ist für allgemeine Anwendungen geeignet, z.B. für Steckdosenkreise und Beleuchtung.
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C-Charakteristik: Diese Charakteristik ist für Geräte mit höheren Einschaltströmen geeignet, z.B. für Motoren und Transformatoren.
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D-Charakteristik: Diese Charakteristik ist für Geräte mit sehr hohen Einschaltströmen geeignet, z.B. für Schweißgeräte und große Transformatoren.
Polzahl
Die Polzahl des RCD-LS-Schalters muss an die Art des Stromkreises angepasst sein.
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1P+N: Dieser Typ ist für einphasige 230V-Systeme geeignet, bei denen der Neutralleiter mitgeschaltet wird.
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3P+N: Dieser Typ ist für dreiphasige 400V-Systeme geeignet, bei denen der Neutralleiter mitgeschaltet wird.
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4P: Dieser Typ ist für dreiphasige 400V-Systeme geeignet, bei denen der Neutralleiter geschaltet werden muss (z.B. in TN-C-S-Systemen).
Bemessungsspannung (Un)
Die Bemessungsspannung des RCD-LS-Schalters muss der Spannung des Stromnetzes entsprechen. In Deutschland beträgt die Bemessungsspannung in der Regel 230 V für einphasige Anwendungen und 400 V für dreiphasige Anwendungen.
Schutzart
Die Schutzart (IP-Code) gibt den Schutzgrad des RCD-LS-Schalters gegen das Eindringen von festen Gegenständen und Wasser an. Für den Einsatz in Innenräumen ist in der Regel IP20 ausreichend. In feuchten Umgebungen (z.B. Badezimmer, Keller) sind höhere Schutzarten (z.B. IP44 oder IP65) erforderlich.
Selektivität
Die Selektivität ist ein wichtiges Kriterium bei der Planung von elektrischen Anlagen. Sie stellt sicher, dass im Fehlerfall nur der RCD-LS-Schalter auslöst, der dem Fehler am nächsten liegt. Dies wird durch abgestufte Auslöseströme und Auslösezeiten erreicht. Eine gute Selektivität minimiert die Auswirkungen von Fehlern auf andere Stromkreise und erhöht die Verfügbarkeit der Anlage.
Einbauort
RCD-Vorsicherungen werden in der Regel im Verteilerkasten (Sicherungskasten) eingebaut. Der Einbau sollte von einem qualifizierten Elektriker durchgeführt werden, da Fehler bei der Installation zu gefährlichen Situationen führen können.
Hersteller
Siemens ist einer der führenden Hersteller von RCD-Vorsicherungen. Es gibt aber auch andere namhafte Hersteller wie ABB, Hager, Eaton und Schneider Electric. Die Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte dieser Hersteller sind in der Regel sehr hoch.
Normen und Vorschriften
Die Installation und der Betrieb von RCD-Vorsicherungen müssen den geltenden Normen und Vorschriften entsprechen. In Deutschland sind dies insbesondere die DIN VDE 0100 (Errichten von Niederspannungsanlagen) und die DIN EN 61008 (Fehlerstrom-Schutzschalter ohne eingebauten Überstromschutz für den Hausgebrauch und ähnliche Anwendungen). Die Einhaltung dieser Normen und Vorschriften ist essentiell für die Sicherheit von Personen und Anlagen.
Prüfung
RCD-Vorsicherungen sollten regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft werden. Eine einfache Prüfung kann durch Betätigung der Testtaste am RCD-LS-Schalter durchgeführt werden. Diese Prüfung sollte mindestens alle 6 Monate erfolgen. Zusätzlich sollte eine fachgerechte Prüfung mit einem geeigneten Messgerät durch einen Elektriker durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass der RCD-LS-Schalter korrekt auslöst.
Häufig gestellte Fragen
Was ist eine RCD-Vorsicherung?
Eine RCD-Vorsicherung ist eine Kombination aus einem Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) und einem Leitungsschutzschalter (LS-Schalter), die Personen und Anlagen vor gefährlichen Fehlerströmen und Überlastung schützt.
Warum brauche ich eine RCD-Vorsicherung?
Sie schützt vor Stromschlägen und Kabelbränden, indem sie den Stromkreis bei Fehlerströmen oder Überlastung abschaltet.
Welchen RCD-Typ benötige ich?
Dies hängt von den angeschlossenen Geräten ab. Für moderne Haushalte ist in der Regel ein A-Typ ausreichend, für Geräte mit Frequenzumrichtern ein F- oder B-Typ.
Wie oft muss ich meine RCD-Vorsicherung prüfen?
Mindestens alle 6 Monate durch Betätigung der Testtaste und zusätzlich durch einen Elektriker in regelmäßigen Abständen.
Was tun, wenn meine RCD-Vorsicherung ständig auslöst?
Lassen Sie die Installation von einem Elektriker überprüfen, da dies auf einen Fehlerstrom oder eine Überlastung hindeuten kann.
Kann ich eine RCD-Vorsicherung selbst einbauen?
Nein, der Einbau sollte nur von einem qualifizierten Elektriker durchgeführt werden, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Fazit
Die Siemens RCD-Vorsicherung ist ein unverzichtbares Sicherheitselement in modernen elektrischen Installationen. Eine korrekte Auswahl, Installation und regelmäßige Prüfung sind entscheidend, um einen zuverlässigen Schutz vor Stromschlägen und Kabelbränden zu gewährleisten.